J.W. Goethe

Clavigo

Theater Aachen / Oktober 2001

mit Sophie Basse, Elizabeth Blonzen, Niels Kurvin, Christian Schulz,
Johannes R. Voelkel

Bühne und Kostüme: Maria-Alice Bahra
Lydia Bunk Theaterregie Clavigo
Lydia Bunk Theaterregie Clavigo
Lydia Bunk Theaterregie Clavigo
Lydia Bunk Theaterregie Clavigo
Lydia Bunk Theaterregie Clavigo
Lydia Bunk Theaterregie Clavigo

Fotos: Frank Heller

KARRIERE EINES BLATTMACHERS

(…) Die Regisseurin zeigt Clavigo, der bei Goethe der Archivarius des Königs ist, als ehrgeizigen Zeitungsmacher in den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts – in einer Epoche also, als Auflagen und Schlagzeilen immer wichtiger wurden. (…) Lydia Bunk zieht den Zuschauer geschickt in die Handlung hinein, in dem sie mit großen Filmprojektionen die Vorgeschichte erzählt. Was dann auf der Bühne abläuft, ist packend und auch kurzweilig. Die Regisseurin hat den Personalaufwand auf fünf Figuren reduziert, den fünften Akt hat sie gestrichen und in Aachen endet das Stück ohne einen einzigen Todesfall. Diverse Einfälle lockern den Abend auf. Da wird zum Beispiel langsam eine große Badewanne gefällt oder hin und wieder rutscht jemand wie bei der Feuerwehr an einer Stange auf die Bühne. Aber die Regie verzettelt sich nicht mit solchen Gags. Zum Schluß gibt’s Diaprojektionen, die die Lebensläufe der Figuren witzig fortsetzen.(…).

(Aachener Nachrichten)

CLAVIGO IM STRUDEL VON LIEBE, MEDIEN, MACHT UND KARRIERE

(…) Mit zumeist klarer Handschrift führt die 30jährige Regisseurin die Geschichte hin zum unausweichlichen Konflikt zur Entscheidung, die Clavigo zwar bewusst trifft, aber eine erbärmliche Figur dabei abgibt. Christian Schulz ist als Clavigo jener widersprüchliche Charakter, der den Verführungen der Macht nicht widersteht (…).Carlos weiß, wo er Clavigo packen kann und Lydia Bunk setzt dies in eine handgreiflich-surreales Bild um, wenn Clavigo kurzfristig von Carlos am Kragen gepackt und wie ein Häuflein Elend an den für Zeitungspakete eingerichteten Flaschenzug hängt. Dann wieder wiegeln sich beide spielerisch im Rhythmus einer Zukunftsmusik, die sie ganz besonnen weitertreibt – in Richtung Karriere. (…) Lydia Bunk hat das Goethe-Stück geschickt verknappt und durch vertiefende Fremdtexte angereichert.(…).Filmsequenzen zu Anfang zeigen das unbeschwerte Glück eines verspielten Liebespaares, eine gute Idee. (…) Insgesamt eine Inszenierung mit Konsequenz, die in ihrer durchdachten Deutung überzeugt.

(Aachener Nachrichten)

Romantische Impressionen auf ein weißes Laken projiziiert, das zu Beginn die Bühne der Kammerspiele überspannt. Szenen, die wie bewegte Fotografien von Doisseau wirken, widerspiegeln die Flächtigkeit des Glücks: so schön, so leicht und so vergänglich. Dem Zuschauer wird kurz Einblick in die damals heile Welt von Clavigo und Marie geboten. Ein bescheidenes Glück, bevor Karrierestreben, Standesdänkel, Ränkespiel und Einflüsterungen Clavigo zum doppelten Treuebruch verführen und Maries Herz zerspringen lassen. Eindrucksvoll hat Lydia Bunk den etwas spröden Stoff Goethes bearbeitet und die zeitlose Elemente pointiert auf die Bühne gebracht. (…) Ein filigranes Gewebe hat ihre Arbeit hervorgebracht. Goethes Sprache durchwirkt sie mit zeitgenössischen Elementen. Französische Chansons, moderne Songs oder Wahlplakate mit staatsmännischen Posen, wie sie allenthalben plakatiert werden(…)lassen die Handlung genauso zeitlos erscheinen (…). Alle Akteure spielen sich souverän durch die anregenden zwei Stunden, die nicht wie im Original mit einer pathetischen Verbindung an der Totenbahre enden. Bei Lydia Bunk geht das Leben weiter. Gleich einem Familienalbum zeugen großformatige Bildmontage von der weiteren Vita: Überraschend, ironisch, konsequent, traurig oder zum Lachen.

(Programmzeitung Klenkes)